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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Kommt einem irgendwie spanisch vor: Zementfliesenboden bei VIA in Bacharach. Bild: Max Kesberger
Zementfliesen waren der Bodenbelag der Gründerzeit. Dann gerieten sie in Vergessenheit: zu bunt, zu opulent. Jetzt sind die Böden mit Atmosphäre wieder da.
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D ie Wiedergeburt der Zementfliesen in Deutschland ist einer Enttäuschung zu verdanken. Als Almut Lager Mitte der neunziger Jahre mit ihrem Mann von Frankfurt nach Barcelona zog, hatte sie eigentlich vor, dort auch als Innenarchitektin zu arbeiten. Doch in der inoffiziellen europäischen Design-Hauptstadt dieser Jahre hatte keiner darauf gewartet, sich von einem deutschen Neuankömmling das Haus einrichten zu lassen.
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Statt zu arbeiten, verliebte sie sich. In die Jugendstilwohnung, die ihr Mann und sie nahe dem Zentrum bezogen, genauer gesagt in deren Fußboden: „Die Farben und die Muster haben mir immer gute Laune gemacht, wenn ich die Wohnung betrat. Er fasste sich seidig an und im Winter wie im Sommer war es angenehm, barfuß darüber zu laufen.“ Je besser sie die Stadt kennenlernte, desto mehr Muster entdeckte sie, zunächst zufällig auf den Böden der Wohnungen von Freunden und Nachbarn, wo sie besonders schöne Exemplare sofort abzeichnete. Mit der Zeit ging sie gezielter vor, wollte mehr über Zementmosaikplatten erfahren, die bunten Fliesen, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstanden, sich während Gründerzeit und Jugendstil aber in ganz Europa verbreiteten und die für Barcelona so charakteristisch sind. Lager ging auf die Suche, klopfte an Türen, hinter denen besonders schöne Mosaike im Dornröschenschlaf lagen, sammelte Platten aus Schutt-Containern - immer von Transparentpapier begleitet, um Muster und Farben zu erfassen. So legte sie sich nach und nach einen Schatz zu.
In der Kleinstadt Bacharach hat sie diesen Schatz wieder zum Leben erweckt. In der ehemaligen Sektkellerei direkt am Rhein sitzt das Unternehmen Via, das Lager mit ihrem Mann Norbert Kummermehr 1998 gegründet hat. Hier lässt sich nicht nur entdecken, wie vielfältig Zementfliesen sein können, sondern auch, wie Bodenbeläge Atmosphären erschaffen können. Die Eingangshalle der Kellerei ist mit Terrazzoplatten ausgelegt, in den klassischen Farben Schwarz, Weiß und Ochsenblut gehalten, das grafische Muster in der Mitte ist mit opulenten Rändern versehen - sehr repräsentativ. Ganz anders die Stimmung in einem kleinen Salon im Obergeschoss: Das Blumenmuster auf blauem Grund erzeugt das Gefühl, auf einer blühenden Sommerwiese zu stehen - verspielt und heiter, aber überhaupt nicht kitschig. „Das liegt an Farben und Mustern der Zementplatten. Die meisten haben schon mehr als ein Jahrhundert überdauert und sind absolut zeitlos“, sagt Lager. Fast alle 600 Designs der Fliesen in ihrem Sortiment gehen auf alte Vorlagen zurück, nur wenige sind neu entworfen. „Man kann es nur schwer besser machen“, ist Lager überzeugt.
Einige Töne finden sich auf den Platten immer wieder: Ein helles Malachitgrün, ein tiefes Graublau und ein kühler Beigeton. Dabei zeigt jede Fliese verschiedene Nuancen derselben Farbe. Das hat etwas mit der Herstellung zu tun, denn die Platten bestehen nur aus natürlichen Materialien. Die farbige Vorsatzschicht wird auf einen Untergrund aus Beton gegossen. Mit Hilfe einer Schablone aus Messing, ähnlich einer Plätzchenform, entsteht das Muster. Um die beiden Schichten zu verbinden, werden sie zusammengepresst. Danach trocknet die Zementfliese an der Luft. Das ist auch der wichtigste Unterschied zu einer herkömmlichen Fliese, die gebrannt wird. Beim Verlegen werden die Zementfliesen dann geölt - das verleiht ihnen die seidige Haptik. Da das Material offenporig ist, reagiert es jedoch empfindlich auf Säure, eine Reinigung mit Essigreiniger ist also tabu. Auch davon, die Fliesen im Außenbereich zu verlegen, rät Almut Lager ab, da das Material nicht frostsicher ist.
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Zementfliesen waren der Bodenbelag der Gründerzeit. Dann gerieten sie in Vergessenheit: zu bunt, zu opulent. Jetzt sind die Böden mit Atmosphäre wieder da.
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